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Noch einmal Meer

Freitag, 26. Juli 2024

Der Tag beginnt wieder mit etwas Wärmepumpenkommunikation, aber immerhin ist ein Ende in Sicht. Der Kühlschrank ist ziemlich geplündert. Zum Mittagessen bummeln wir in der größten Hitzen zum kleinen Nachbarstrand. Im Trapella, in dem wir neulich schon abends waren, steht unter dem Sonnenschutz die Luft. Danach kaufen wir noch kurz fürs Abendessen ein - noch einmal auf diesem Balkon mit sagenhaftem Blick sitzen - und flüchten uns in die gekühlte Ferienwohnung. Siesta!

Natürlich gehen wir dann ans Meer, wenn weniger los ist. Dachten wir uns. Und stellen um 17.40 Uhr fest: Diese gute Idee hatten noch ganz viele andere. Aber wir finden noch einen Quadratmeter, die Atmosphäre ist genauso entspannt wie letztes Mal. Tauchen, Treiben, Schwimmen, Plantschen. Gegen 19.20 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Noch ein Souvenir mit Louisa im Laden holen, noch die letzte Ladung Wäsche aus der Maschine holen. Abendessen in der abgekühlten Abendluft, etwas wehmütig.

Morgen geht es ins Zentralmassiv. Kein Pool, kein Meer, keine Klimaanlage, aber weiter über 30 Grad. Wir sind etwas skeptisch.

Mitten in der Studentenstadt

Samstag, 27. Juli 2024

Um kurz vor 10 Uhr verlassen wir die Ferienwohnung, um 11 Uhr fahren wir über die Grenze nach Frankreich. Und dann ist einfach nur Samstag und Ferien in La France - Stau Stau Stau, nicht wegen eines Unfalls, sondern vor den Bezahlstationen. Gegen 12 Uhr kurze Rast zum Kaffee tanken, belegte Baguette kaufen und weiter geht's.

Gegen 14.30 Uhr eine längere Rast: Wir haben das beeindrucknde Viadukt von Millau gequert, die längste Schrägseilbrücke der Welt, höchstes Bauwerk Frankreichs, Gestaltung von Norman Foster, 2004 eröffnet (etc etc). Das wollen wir uns auch noch von der Aussichtsplattform ansehen. Die Hitze weht uns fast um, aber der Blick lohnt sich. Dazu gäbe es auch noch ein großes, schickes Info-Gebäude, das irgendwie nach EU-Fördermitteln aussieht. Immerhin gut investiert.

Nächster Stopp bei der nächsten Brücke, die man allerdings nur aus der Ferne sieht: Auch der Erbauer des Eifffelturms hat natürlich ein Bauwerk hinterlassen, auch das sehen wir uns an. Sehr witzig: die ausladenden Käsetheken, die es immer in den zugehörigen Shops gibt.

Gegen 18.15 Uhr erreichen wir unsere Wohnung im Herzen von Clermont-Ferrand, die für 80 Euro die Nacht (!!) ausgesprochen geräumig ist. Kilian zieht direkt in das Tiefgeschoss, auch die anderen drei finden viel Platz. Auto umparken und dann in die Stadtbummeln.

Gerade werden alle großen Straßen irgendwie umgebaut. Aber die Altstadt entpuppt sich als französischer Sommernachtstraum. Unzählige Cafés, alle knallvoll, viele Studenten. Überalll läuft auf großen Monitoren Olympia. An jeder Ecke Streetart, noch viele alte Fassaden - schön! Den Reiseführer von Michael Müller zur Region hat übrigens, was ein Zufall, Severine geschrieben, ehemalige Praktikantin in der Redaktion Wörth. Wir folgen der Essensempfehlung ins Barrio Latino, einen kleinen lateinamerikanischen Laden. Die Bedienung strahlt uns an: You are German? Willkommen! Sie kommt aus Argentinien und findet Europa im Vergleich zur Heimat irgendwie klein. Nachos, Burritos, Tacos munden. Danach bummeln wir nach Hause und stellen erstaunt fest, dass der Stadtpark nicht nur bis 23 Uhr geöffnet hat, sondern sich darin auch ganz normale Menschen aufhalten und plaudern und lesen.

Der Himmel reißt auf

Sonntag, 28. Juli 2024

Die Nacht ist nicht so heiß, wie befürchtet, da wir alle Fenster weit offen stehen lassen. Ungünstig bloß, dass eine andere Familie wohl die Rückfahrt auf den sehr frühen Sonntagmorgen gelegt hat und unter heiteren Rufen mindestens 10 klirrende Kisten Wein einladen muss. Entsprechend zäh gestaltet sich das Aufstehen. Dabei hat diesmal Gerald die Hummeln im Hintern: Ein Grund, weshalb wir überhaupt im Zentralmassiv sind, ist der Vulkan Puy de Dome, den wir besteigen wollen. Der Blick auf den Wetterbericht sagt aber: Das geht ausschließlich am Sonntag, danach wird es zu warm...

Gegen 11.40 Uhr kommen wir los, der Vulkan hat noch eine dicke Nebelmütze auf. Drei im Auto sind sehr skeptisch - und wenn es so bewölkt bleibt? Will da überhaupt irgendjemand hoch? Nun ja. Die Reiseleitung hatte (unvorsichtigerweise) den Weg der Maultiere ausgewählt, wir wollen in der Mitte am Col de Ceyssat einsteigen. "Familienfreundlich" stand da auf der Website. "45 Minuten, einfacher Weg". Selten so gelacht ... Wir brauchen etwas 1 Stunde 15 Minuten und die sind richtig hart, denn der Weg geht ziemlich steil nach oben. Nach dem Infekt der vergangenen Woche muss es die Reiseleitung ganz langsam angehen, mit vielen Trink- und Studentenfutterstopps. Am Anfang sieht man noch viele Menschen bergauf-bergab rennen. Aber, tröstlich, früher oder später müssen alle nicht-Extrem-Sportler verschwitzt pausieren. Denn natürlich spitzt inzwischen die Sonne durch.

Hatschi... Immer auf der Suche... nach Essen.

Die Mühen lohnen sich. Der 1465 Meter hohe Puy de Dome bietet eine sagenhafte Sicht auf die Kette der Puys, also eine ganze Reihe von Vulkanen. Die Sendeanlage für Ukw, Fernsehen, Radio, Mobilfunk ist seit einem Anschlag von 1978 nicht mehr frei zugänglich. Dafür gäbe es ein ausführliches kostenloses Museum zum Merkur-Tempel, dessen Reste man am Gipfel sieht. Aber unsere Hirnzellen sind dafür gerade nicht bereit. Also genießen wir die Aussicht, bewundern die Paraglider und lassen uns Zeit.

Noch Kaffee, Crepes und ein Diabolo (Sirupwasser) und wir machen uns auf den Rückweg. Zunächst an der Trasse der Zahnradbahn entlang, die man auch hätte nehmen können, wenn man sie hätte nehmen wollen. Doch dann ist der Weg auf einmal für Fußgänger gesperrt, es bleibt nur der steile Abstieg über den Weg der Ziegen. Was wäre grundsätzlich kein Problem, die Holzstufen sind bergab sehr komfortabel. Aber wir müssen ja zurück zu unserem Parkplatz.

Käffchen

Also findet Gerald irgendwann wieder einen Weg, der ...nicht ganz so oft begangen wird. Die Familie kennt diese Sondertouren inzwischen und ist froh, dass die Sonne spät untergeht und man nicht stranden wird, wie schon einmal fast im Pfälzer Wald. Genug gespottet, der gesamte Weg ist wunderschön, viele Blumen am Wegesrand. Nur die Ziegen, die alles vollgeköttelt haben, sind nicht zu sehen.

Und wieder Zurück

Nach gut vier Stunden sind wir wieder am Auto, drei von vier mit einem leichten Rotstich. Wir fahren nach Hause, kleiner Stopp am Supermarkt, Siesta. Am Abend kehren wir in der Innenstand bei Vietnamesen ein. Es zeigt sich Mal wieder, dass Kilian und Nicole diese Geschmacksrichtung lieben, aber Gerald und Louisa besser zum Döner gegangen wären. Nach dem trubeligen Samstag ist die Altstadt heute ziemlich leer. Aber wir wollen alle sowieso nach Hause - was für ein schöner, anstrengender Wandertag.

Puy de Dome

*schwitz*

Montag, 29. Juli 2024

Auf den Wandertag folgt ein träger Vormittag. Doch irgendwann verlassen wir das Haus, weil im Kühlschrank zwar Dips und Frühstück, aber kein Mittagessen zu finden ist. Auf den Straßen weiter quasi keine Autos. Und während der Mittagshitze sind auch fast alle Rolläden unten und die meisten Cafés geschlossen. Die Reiseleitung kann ihr Glück hingegen kaum fassen: So viel Streetart auf Rollos, so viele Kacheln an Wänden, hach! Der Nachwuchs kann das alles natürlich wieder nicht würdigen, sondern will nur sitzen und essen. Okay, zu diesem Zeitpunkt hat es schon über 30 Grad ...

Charmant: Selbst direkt hinter der Kathedrale sind die Cafés kein Touri-Nepp. Es gibt hier übrigens, anders als in Nordspanien, wieder kostenloses Leitungswasser. Und in diesem Fall Kaffee und feine Crepes, mit Zucker-Zitrone, Maronen, salzigem Karamell und natürlich Nutella. Dann hat auch die Kathedrale wieder geöffnet: Ab 1248 in schwarzem Vulkangestein errichtet, vollendet erst im Jahr 1902. Größtenteils gotisch und wirklich sehr beeindruckend.

Tricolore

In einer Kapelle wird Carlo Acutis gewürdigt. Der junge Mann starb 2006 mit 15 Jahren an Leukämie und gilt als erster "Cyber-Apostel", da er nicht nur eine Website zum Thema Wunder gepflegt hatte, sondern angeblich auch selbst welche bewirkt. Seligsprechung war 2020, Heiligsprechung soll dieses Jahr folgen. Ganz schön flott. Ordnen wir das mal unter "Skurriles aus der katholischen Kirche" ein und lassen das so stehen....

Danach suchen und finden wir die Basilika, die als eine der fünf romanischen Hauptkirchen der Region gilt. Architektonisch ganz anders gestaltet, aber es gibt - wie in der Kathedrale - eine "schwarze Madonna" aus Walnußholz, die sich diesmal in der Krypta befindet, und eine sehenswerte Art Noveau-Kapelle.

Inzwischen ist die Hitze heftig. Ein kurzer Stopp in einem Laden für Oliven-Öl, mit einem denkbar schrägen Inhaber, der hektisch alles wieder auf den Millimeter gerade rückt, was berührt wurde. Mit kühlen Getränken aus dem Supermarkt stranden wir nach einem Toiletten-Stopp beim Bio-Burger. Bestes Kino: Zwei Ordnungsbeamte sprechen die Chefin auf Paletten an, die die Sicht auf eine Litfasssäule versperren, und räumen diese dann auch noch eigenhändig weg. Wir sind fasziniert.

Shopping-Stopps in der Galerie La Fayette und einer Mall, dazu noch etwas Espresso und frisch gespressten Orangensaft. Das Thermometer an der Apotheke zeigt 44 Grad an, die Wetter-App spricht von gefühlt 40 Grad - puh, ab in die Ferienwohnung. Die übrigens erstaunlich kühl ist.

Abendessen ist diesmal Pizza vom Schnelldienst um die Ecke, die wir natürlich selbst abholen. Ab 23 Uhr wird es etwas kühler und wir können lüften.

Haben jetzt unseren Feuermelder gefunden.

Naturkatastrophenerlebnispark

Dienstag, 30. Juli 2024

Eine weitere heiße Nacht. Und natürlich die Frage, wie man die überhitzten Tage möglichst angenehm verbringen kann. In Garroxta hatten uns die Nachbarn "Vulcania" ans Herz gelegt, der "Europäische Erlebnispark für Vulkanismus" stand auch sowieso auf der Liste.

Um kurz nach 11 Uhr sind wir unterwegs, Fahrt etwa 25 Minuten, Tickets natürlich vorgebucht, und wir staunen nicht schlecht, als wir den knallvollen, sehr großen Parkplatz sehen. Also kleiner Fußmarsch zum Gelände. Und dort direkt eine positive Überraschung: Es gibt kostenlose Audioguides auf Deutsch, man muss nur was hinterlegen. Wie überhaupt bisher alle Franzosen supernett waren, auch wenn man ihre Sprache nicht kann, und es dann gerne auf Englisch versuchen. Wieder ein Vorurteil beerdigt, dafür reist man ja.

Blickfang ist ein 28 Meter hoher Titankegel, der außen mit Vulkangestein verkleidet ist und innen gold schimmert. Außerdem geht es in einen Krater hinunter, der die ganze Zeit vor sich hin dampft. Im Hintergrund schießt ein - unechter - Geysir in die Höhe. Das Gelände auf vier Ebenen ist riesig und auch mit Faltplan auf Englisch ganz schön unübersichtlich.

Alles ist ausschließlich auf Französisch beschriftet, wenn man Glück hat, gibt es was im Audio-Guide dazu. Wobei er manchmal auch automatisch anspringt, wenn man Räume betritt, was ziemlich cool ist. Wir machen uns also ein Bild von der Vulkanlandschaft der Region, dann geht es noch grundsätzlich um das Universum und seine Planeten etc. Zwischendurch geben wir viel Geld für gekühlte Getränke aus. Aber: Es gibt auch gekühlte Räume.

Höhepunkt für uns ist die "dynamische Animation", also quasi ein 6-D-Kinofilm über das "Erwachen der Giganten" - was wäre, wenn die Vulkane hier wieder ausbrechen würden, was wissenschaftlich wohl nicht ganz ausgeschlossen ist. 3-D-Brille auf der Nase, der Sitz ruckelt, es bläst der Wind, Tropfen fallen auf die Nase, Schlangen winden sich an den Beinen - eine Riesengaudi! Auch ganz nett: Der Film im Imax über die Entstehung eines Hurricanes oder das Abtauchen in einem fiktiven Forschungsschiff zu Untersee-Vulkanen. Das Geruckel rund um die "wütende Erde" ist hingegen eher gähn. Gerald und Kilian fahren auch noch mit der Achterbahn Namazu, die um ein paar seismologisches Details aufgepeppt wird. Louisa und Nicole verglühen derweil beim Warten auf den Schnappschuss fast in der Sonne.

Also: Ein Museum ist das nicht, richtig viel dazugelernt haben wir auch nicht, weil Sprachbarriere. Aber es war eine sehr gute Lösung für den heißen Tag, Spaß hatten wir auch - und zu Abend essen wir dann wieder zuhause und warten darauf, dass die Temperaturen unter 30 Grad sinken.

Ein dickes Männchen und ein kühlender See

Mittwoch, 31. Juli 2024

Die Nacht war wieder zu heiß und dank der geöffneten Fenster zu laut. Allein Kilian hat gut geschlafen, da er sich ins Kellergeschoss zurückgezogen hat. Gegen 12 Uhr machen wir uns auf zum Michelin-Museum, allerdings fahren wir. Denn ein 45-minütiger Spaziergang bei 35 Grad muss nun wirklich nicht sein. Lohnt sich der Besuch? Auf jeden Fall! O-Ton Kilian: DAS war ein richtiges Museum, in dem man auch was dazu gelernt hat!

Tatsächlich ist die Geschichte des Unternehmens Michelin sehr spannend. Die Ausstellung selbst auch noch französisch und Englisch, plus es gibt einen kostenlosen deutschen Audio-Guide, den man sich Herunterladen kann. Richtig gut. Allein, dass man die große Ausstellung nicht zwischendurch auf einen Kaffee verlassen darf, ist ein kleiner Minuspunkt.

Kurz gefasst: Dank der Heirat mit der Nichte des schottischen Erfinders des gummierten Regenmantels kam das Wissen um Kautschuk in eine französische Familie, die ihr Geld eigentlich mit Landmaschinen machte. Aber so gab es erst gummierte Bälle, dann gummierte Reifen. Und von Anfang an faszinierendes Marketing - eigens ins Leben gerufene Wettbewerbe, um die Überlegen der neuen Reifen zu zeigen. Ein Rennen, bei dem Nägel gestreut wurden, um zu beweisen, wie leicht die Reifen repariert werden können. Dann die Faszination für die Luftfahrt, wobei die Brüder Michelin nebenbei die erste geteerte Rollbahn bauten. Immer weitere Reifenentwicklung. Dann gab es die ersten Reiseführer - ziemlich gruselig zu Kriegsschauplätzen. Und schließlich Straßenkarten, weitere Reiseführer und nebenbei wurden auch noch die Straßenschilder aufgestellt, damit die Orientierung passt. Etcetc. Das knuffige Maskottchen "Bibendum", das aus gestapelten Reifen besteht, bezaubert auch heute noch und ziert künftig zwei Tassen in unserem Schrank. In Deutschland ist Michelin übrigens gerade in Schieflage und baut von 2000 Stellen 1500 ab, unter anderem in Karlsruhe. Weil hier angeblich keine Reifen mehr rentabel produziert werden können.

Drei Stunden später gibt es einen Großeinkauf in der Patisserie mit feinen Backwaren und Kaffee/spätes Mittagessen Zuhause. Allein, die Ferienwohnung hat sich inzwischen aufgeheizt. Wir fühlen uns nicht wirklich wohl, Siesta im überhitzten Raum entspannt nicht, aber man kann sich ja auch nicht stundenlang unter eine kalte Dusche stellen. Gerald studiert Wetterkarten und ruft um 17.15 Uhr zum Aufbruch: Raus aufs Land!

Wir zuckeln 25 Minuten zum Lac d'Aydat, der mitten im Grünen liegt. Goldene Entscheidung. Es hat unter 30 Grad! Der Badestrand ist überfüllt, aber wir machen uns spontan auf die gut sechs Kilometer lange Seeumrundung. Eine leichte Brise weht uns um die Nase und es fühlt sich einfach nur gut an. Endlich wieder durchatmen. Gegen 20 Uhr kehren wir an der Bar des Campingplatzes auf drei gekühlte Sirup ein, gegen 21 Uhr sitzen wir in einer Pizzeria, die beste Kritiken hat. Bei 27 Grad und leichtem Wind. Traum. Der Koch hat frei, es gibt genau zwei Menu: Lasagne mit Salat oder eine gemischte Platte, dazu Pommes, Kaffee, Eis. Ein Herz erwärmender Gastwirt. Und nach dem wir am Nachmittag noch überlegt hatten, schnellstmöglich nach Speyer zu entkommen, wurde es damit doch noch ein wunderschöner Tag.

22Uhr. Wir waren die letzten Gäste.

Flucht in den Regen

Donnerstag, 1. August 2024

Irgendwann ist mal gut. Wir hatten schon die ganze Zeit nicht erholsam geschlafen - Hitze und Schnaken in der Garroxta, unruhige Nächte wegen Erkrankung der Reiseleitung (die nachts immernoch die Sanitäranlagen überprüft) in Roses, Hitze und Lärm in Clermont-Ferrand. Wir hatten die Fenster weit geöffnet, um immerhin einen Luftzug zu bekommen. Natürlich musste immer irgendeiner ohne Auspuff durch das Viertel cruisen, natürlich musste irgendein Grüppchen die heiße Sommernacht zu Liedern auf den Balkon nutzen. Aber in der Nacht auf Donnerstag wurde auf einmal sehr sehr laut diskutiert. Sehr sehr lange. Irgendwann standen nachts um zwei Uhr zwei Polizeiwagen vor der Nachbarhaustür, dann kam ein Rettungswagen dazu. Blaulicht leuchtet, eine Frau wird von Beamten aus dem Haus geführt, später in den Krankenwagen. Vermutlich ein trauriger Fall von häuslicher Gewalt. Und drei von vier waren wieder knallwach.

Beim Frühstück entscheiden wir: Wir verzichten auf die letzte Nacht, die sicher wieder schlecht wird, und fahren schon am Donnerstagmittag los. Gemütlich packen, nochmal Snacks einkaufen. Um 13 Uhr verlassen wir Clermont-Ferrand und fahren bis auf eine kleine Pause fast durch. Um 21 Uhr holt Kilian in Speyer Döner. Während wir essen, fängt es an zu regnen. Es kühlt ab. Und wir jubeln.

Fazit: Alle drei Ferienwohnungen waren auf ihre eigene Weise richtig gut. Aber: Im Süden nie mehr, nie mehr, nie mehr ohne Klimaanlage. Garroxta und Costa Brava wären ein besseres Ziel für die Herbstferien gewesen, Clermont-Ferrand für jede andere Zeit außer genau dieser Woche. Denn wir sind nun mal gerne aktiv, wandern und bewegen uns - bei 35 Grad ist das aber nicht möglich. Nur am Strand liegen ist für uns keine Erholung.

Pluspunkte: Im Süden Europas sind die Sehenswürdigkeiten, anders als in Australien, bei Hitze bis weit in den Abend geöffnet. Das ist ziemlich cool (wenn man nicht gerade einen Infekt hat und nicht so viel unternehmen kann). Auch die Wärme empfanden wir durchaus als angenehm, bis es schlicht zu viel wurde. In Spanien und Frankreich wurde übrigens stets prompt am Zebrastreifen gehalten. Und die Strände in Spanien waren top sauber, auch wenn es jeweils maximal eine bis zwei Toiletten gab. Wo auch immer die Menschen das alles hinatmen - keine Taschentücher in der Ecke, nix. Im Zentralmassiv leben die freundlichsten Franzosen, die überhaupt kein Problem damit haben, wenn man ihre Sprache nicht kann.

Also: Mit Abstrichen ein gelungener Urlaub. Aber erholt sind wir überhaupt nicht.

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