4incroatia - Kroatien - 2020

Deutschland > Östereich > Kroatien > Deutschland vom 6. Juli 2020 - 25. Juli 2020
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Montag, 6. Juli

Irgendwie ist alles anders

Nach zwei Tagen Familienurlaub bei Oma Gertrud in Schonungen starten wir um 8.48 Uhr bei strahlendem Sonnenschein gen Südosten. Schnell wird es draußen düster. Nach dicken Regenschauern steuern wir die letzte Raststätte und damit Pickerlverkaufsstelle vor der Grenze an. Menschen mit Maske stehen in einer lange Schlange zum Bezahlen an. Es kommt, was wohl kommen musste. Ein extrem sonnig gelaunter Mittelfranke erklärt, dass das mit dem Corona alles übertrieben ist, in Italien sterben die Menschen jeden Winter massenweise und Notfallzelte gehören in New York quasi zur Grundausstattung. Weiß er, weil er überall Verwandte hat. Ahhhhja. Wie gut, dass man unter der Maske Grimassen ziehen kann…

Nach sechs Stunden erreichen wir Graz und auf einmal sieht die Welt ganz anders aus. Beim Checkin im Urdlwirt erfragen wir die Corona/Spielregeln in österreich. Maske nur in der Apotheke, beim Arzt und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Tatsächlich fühlt sich der Bummel in der Altstadt an, als hätte es die vergangenen vier Virusmonate nicht gegeben. Dezente Schilder weisen auf den gebotenen Abstand hin, einzelne Menschen haben eine Maske um den Hals… Aber ansonsten fehlt irgendwas, vielleicht so ein leicht angespannte Grundgefuhl, an das wir uns in den letzten Wochen gewoehnt hatten. Mama, können wir hier überhaupt Abstand halten, haucht Louisa.

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Aber wir sind ja in unserer Kleingruppe unterwegs. Bei schwül warmen 32 Grad erkunden wir erst den Dom, lauschen dem Glockenspiel und bummeln durch die engen Gassen. Als Abendessen gibt es kurzfristig asiatisches Streetfood auf dem Hauptplatz.

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Gestärkt erklimmen wir über viele Stufen den Schlossberg, inzwischen werden die Wolken dunkelgrau. Wir genießen noch den Blick auf die Stadt samt moderner Kunsthalle in der Mitte. Dann flüchten wir vor den dicken Tropfen wieder hinunter.

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Ein kurzer Blick in den Stollen im Schlossberg und der Entschluss, hier wollen wir unbedingt nochmal her! Vor allem ein kleines Mädchen in die Märchenbahn..

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Inzwischen nieselt es. Dank Kilians beharrlicher Hinweise kehren wir noch schnell im sehr coolen Café mitten in der Mur ein, quasi eine kulinarische Insel, die auf dem Fluss schwimmt und auch alternative Kino Abende etc anbietet. Das Café schwankt im reißenden Fluss, die Bedienung vertraut uns auf Nachfrage an, dass ihr die Öffnung und Masken Freiheit viel zu schnell geht. Wir nicken mit gebührendem Abstand, danach rennen wir durch den stärker werdenden Regen zum Auto. Bis wir zurück beim Urdlwirt sind schüttet es und ein Gewitter geht nieder.

Dienstag, 7. Juli 2020

Das Abenteuer beginnt

Frühstücksbuffet beim Urdlwirt. Die Bedienungen tragen Plastikschilde, es gibt ganz dezente Hinweise auf die Abstandsregeln. Gegen 9. 30 Uhr fahren wir los Richtung Kroatien. Vorher müssen wir durch Slowenien huschen, das Land hat Kroatien wegen der gestiegenen Infiziertenzahlen von der Liste der sogenannten grünen Länder gestrichen. Wenn wir aus dem jetzt gelben Land zurück reisen haben wir Stand heute 12 Stunden um Slowenien zu kreuzen, Tank und Klostopps sind erlaubt.

An der Grenze winken uns drei slowenische Polizisten ohne Maske durch. Es geht durch sattgrünes Hügelland und plötzlich stehen wir vor der Grenze nach Kroatien. Die Polizistin scannt unsere Pässe ein und reicht uns Infoblätter. Die Lektüre verursacht Stirnrunzeln. Das Haus nur im Notfall verlassen, jeden Morgen Fieber messen… Wir beschließen, dass die Infos aus dem März stammen müssen. Mit halbem Ohr hören wir dem deutschsprachigen Verkehrsfunk zu. Gesperrte Straßen und gekappte Fährverbindungen… Jetzt werden wir doch etwas kribbelig. Kurz darauf stellt sich jedoch heraus, dass die Bora weht, der Wind bringt den Verkehr zum erliegen. Puh!

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30 Euro kostet die Maut für einen Monat freie Fahrt in Slowenien, in Kroatien heißt es nach jeder Strecke am Automaten zahlen. Klappt auch beim zweiten Anlauf. Ebenso wie die Fahrt auf der richtigen Strecke, die Reiseleitung hatte mal wieder eine Autobahnabfahrt übersehen und es gab noch eine Runde bei Zagreb. Gemütlich zuckeln wir irgendwann über die Landstraße und hören zusammen Hörbuch. Die Kinder sind irritiert, wieso stehen hier noch kaputte Häuser. Louisa bangt schon wegen der Unterkunft. Aber gegen 13. 30 stehen wir vor den Apartments Sartori in Korenica, 15 Kilometer südlich des Nationalparks und alles ist bestens. Vor allem, weil es eine sehr knuffige Schäferhunddame namens Lilly gibt. Im Kühlschrank warten als Gastgeschenk schon Wasser mit Zitronen und Orangen sowie ein Selbstgebrannter.

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Die Tickets für den Nationalpark Plitwitzer Seen muss man inzwischen vorab online buchen. Wir dürfen den Nationalpark heute zwischen 15 und 16 Uhr betreten, das auch nur am Eingang 1. Vermutlich ist 2020 das beste Jahr für diesen Ausflug. Normalerweise strömen hier die Massen, jetzt ist wohl etwa ein Drittel der üblichen Besucher hier. Langt uns vollkommen und so können wir in Ruhe die Wege entlang der unglaublich blauen Seen und Wasserfälle genießen.

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Wir dürfen Weg B nutzen, er führt bis zu einer Bootsanlegestelle. Mit dem Elektroschiff geht es gemächlich auf die andere Seite des Sees. Dort liegt mangels Besucher gerade der Rest der Flotte im Hafen.

Weiter geht es mit dem Panoramazug,so verheißt es die Touristeninfo. Das klingt wildromantisch und historisch. Aber nur so lange, bis der Unimog mit seinen Anhängern um die Ecke biegt… Also dann doch mal Maske auf und es wird ein Stück des Weges hochmotorisiert durch den Wald zurück gebrettert. Als wir gegen 18. 30 den Park verlassen, ist alles schon menschenleer. Unterwegs essen wir noch in einem Sportheim Pizza. Es fühlt sich langsam doch wie Urlaub an.

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Mittwoch, 8. Juli 2020

Im Farbenrausch

Unser Tag im Nationalpark Plitvicer Seen.

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Die unteren Wasserfälle und Seen waren nur ein kleiner Vorgeschmack für die Wanderung heute, diesmal ab Eingang 2. Überall rauscht und plätschert es, Libellen fliegen, nur selten kreuzen größere Touristengruppen unseren Weg. Dafür bleiben wir begeistert an jeder Ecke stehen, denn es ist einfach traumhaft hier. Alleine das gesperrte Restaurant und der Covid/19/Aufkleber an der Eisbox erinnern daran, dass es einen Grund dafür gibt, dass derzeit die Massen ausbleiben und wir ungestört auf den Holzbohlen wandern können.

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Zum Abschluss verbummeln wir noch Zeit am Seeufer. Am Bootsanleger ist kaum etwas los. Die Atmosphäre erinnert an die unbeschwerte Leichtigkeit eines Spätsommertages an einem bayerischen See, wenn alle anderen längst wieder arbeiten müssen. Für einen kurzen Augenblick ist die Welt komplett in Ordnung.

Donnerstag, 9. Juli 2020

Aus dem Paradies in die Touristenhölle und zurück

Um 10 Uhr verlassen wir Korenica, das gemütliche Apartment und die wilde, aber lammfromme Schäferhunddame Lilly, die jedes Auto auf der Straße lautstark begrüßt. Der Abend war lang, Louisa und Nicole haben in dem kroatischen Dorf eine Show mit Musicalhits verfolgt, die aus dem englischen Nest Telford gestreamt wurde, performed wurde in heimischen Jugendzimmern. Ismay und Stan waren dabei, Kinder von Studienfreundin Michelle und Ismay war, auch ganz objektiv betrachtet, die beste Sängerin des Abends.

Dann zuckeln wir auf der Landstraße gen Süden. Stände mit Honig (med) und Käse (sir) säumen den Weg, dann wird es immer weniger besiedelt. Im Osten ein Gebirgszug, die Grenze zum Nachbarland Bosnien. Die Reiseleitung referiert dem staunenden Publikum, dass diese Grenze gerade doppelt dicht ist, da EU Aussengrenze und Coronawall gen Osten. Wenige Kilometer entfernt liegt Bihac, ein großes Flüchtlingslager, einen Schande der EU. Die Kinder sind beeindruckt, zumal ein guter Freund von Kilian gebürtiger Bosnier ist.

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Unser Weg führt vorbei an vielen verlassenen Häusern. Irgendwann sieht es auf einmal aus, wie überall am Mittelmeer, Steinmauern und Olivenbäume, bloß weiter ein paar Ruinen mehr.

Am Ortseingang von Skradin fangen uns gleich Menschen in gelber Nationalparkleidung ab und weisen uns auf einen (zu bezahlenden)Parkplatz ein. Die Krka-Wasserfällen warten auf uns. Leider nicht nur auf uns. Auf dem Weg durch das sehr leere Dorf kommen uns Deutsche entgegen, alleine auf der Straße und dennoch mit Maske, gehetzt als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Sie berichten von schlimmen Szenen, Warteschlangen, an Abstand nicht zu denken. Wir runzeln die Stirn und versuchen dennoch unser Glück. Im Hafen tatsächlich eine Schlange, den Abstand kann man sich selbst suchen. Auch das Boot ist nur locker besetzt. Aber an den Wasserfällen müssen wir schlucken… Das wäre uns auch ganz ohne Corona viel zu eng. Die Szenerie erinnert an an Rockfestival, es gibt Verkaufsstaende und viel zu viele Menschen. Kilian ruft Mama, Infektionsgeschehen! Und kann nicht fassen, wie viele Menschen sich hier tummeln. Schnell huschen wir weiter, auf der Suche nach einem ruhigeren Plätzchen. Dicht auf unseren Fersen sind Flipfloptraeger in Badehosen, wir sichten sogar jemanden mit Kühlbox auf dem Rücken. Der Abstand ist auf dem Weg nicht wirklich ein Problem. Aber die friedliche Stimmung von den Plitwitzer Seen ist meilenweit entfernt, die Wasserfälle haben es schwer, ihren Zauber zu entfalten.

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Da wir noch knapp 200 Kilometer vor uns haben, suchen wir am Nachmittag das Weite. Auf der Autobahn gen Süden, ein langer Tunnel führt durch das Biokovo Gebirge zur Riviera von Makarska. Als wir die ersten Orte sehen, müssen wir schlucken. Der Nachmittag hat uns klar gezeigt, dass Touristenrummel nie unsere Sache ist und 2020 doppelt nicht. Und die ersten Orte wirken… Als ob der Tourizirkus von Mallorca kurz ein Gastspiel geben möchte.

Doch dann Podaca. Vergleichsweise ein Weiler. Unsere Gastgeber warten schon auf uns, das Steinhaus ist nur einen Steinwurf vom Meer entfernt. Eine verschlafene Promenade mit zwei kleinen Restaurants mit Holzbaenken. Wir gehen gemütlich essen, danach sitzen wir noch lange am Meer. Über den Inseln Hvar und Korcula ist die Milchstraße zu sehen. Und endlich ist wieder paradiesische Ruhe.

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Freitag, 10. Juli 2020

Der Tag am Meer

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Das Steinhaus liegt direkt am Meer, ein Teil der Terrasse gehört uns. Die Tische unter den Aleppokiefern können wir nutzen, Strandliegen ebenso. Das kristallklare Wasser hat eine angenehme Temperatur. Der Strand ist nur locker gefüllt, alles perfekt. Finden wir. Unser kroatischer Vermieter Ivan ist eher unglücklich… Dieses Jahr sei wegen Corona ja garnichts los. Stimmt, deshalb sind wir ja hier. Aber das sagen wir ihm nicht.

Ein träger Tag am Meer, nur unterbrochen von einem kurzen Abstecher in den lokalen Minimarkt (zu Fuß, bei 33 Grad). Ansonsten laufen wir barfuß von unserem Apartment zum Strand und ziehen dann schnell die Badeschuhe über. Am Abend vor dem Essen noch ein Bummel am Meer entlang zum Nachbarort. Diese Reiseleitung wird etwas hibbelig, die Inseln Korcula und Hvar wollen erkundet werden, Dubrovnik lockt, es gibt Wanderwege, zu denen man zugegebenermaßen sehr früh oder sehr spät aufbrechen müsste. Die anderen drei wollen einfach nur ins Wasser. Gerald lächelt diabolisch. Komm doch mal runter, mal sehen wie lange du das durchhältst, nur an unserem Strand zu sein. Mal sehen, was der Samstag so bringt….

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Samstag, 11. Juli 2020

Mehr Meer

Heute liegt das Meer ganz flach da, ideal für Louisa, um für das Seepferdchen zu trainieren. Während Nicole und Kilian nochmal kurz zum Supermarkt huschen, um Sonnencreme zu holen (immerhin wissen wir inzwischen, wo die große Packung daheim steht, die wir vergessen haben), taucht sie schon mit Papa in die Fluten. In einem kleinen Lädchen finden wir tatsächlich noch einen Schwimmreifen, in knalliger Ananasoptik. Der Landebesitzer wirft direkt den Kompressor zum Aufpumpen an. Wir unterstellen mal, dass die Menschen hier sowieso grundsätzlich nett sind. Aber man spürt, dass sie sich dieses Jahr über jeden Touristen besonders freuen.

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Ausnahmensweise sind sich der große Bruder und die kleine Schwester mal einig und spielen stundenlang am Strand. Kilian findet Seeigel, Gerald fotografiert unter Wasser und selbst die Reiseleitung entspannt sich. Es ist einfach ein Traum. Wie auf Bestellung rudert ein kroatischer Senior an uns vorbei und hängt Körbe voller Brötchen ins Wasser, um Tintenfische zu fangen. Offensichtlich mit Erfolg, später zappelt es in der kleinen Plastiktüte, die seine Frau aus dem Boot holt.

Mittags huschen wir zum einem kleinen Imbiss und einem kühlen Glas Wein in unser Apartment, dann geht es wieder ins Wasser.

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Gegen Abend leert sich der Strand und Gerald hat Erbarmen mit der Reiseleitung, die sehnsüchtig Richtung Hausberg Viter blickt. Dort liegt das alte Dorf Staro Podaca, das nach einem schweren Erdbeben 1962 verlassen wurde. Steil geht die Straße nach oben,es ist noch ziemlich heiß und Kilian und Louisa nicht wirklich von dem abendlichen Spaziergang überzeugt. (Louisa hat grundsätzlich Vorbehalte gegenüber Ruinen, Kilian will essen, essen, essen.)

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In der Kirche SV. Stjepan wird bis heute geheiratet, auf dem Dorfplatz jedes Jahr am 3. August gemeinsam gefeiert. Und man sieht, dass einige Häuser gerade herausgeputzt werden. Die Sicht auf die Inseln Korcula, Hvar und Brac ist grandios. Leider findet das auch eine große Schnakenpopulation sehr anheimelnd. Das Picknick gibt es im Laufen, noch ein paar Fotos und es geht wieder ans Meer.

Die Atmosphäre im Dorf ist entspannt, kein Massentourismus in Sicht. Alle Generationen sitzen an einem Tisch im Garten, dahinter kann man durch die geöffneten Türen in die Wohnzimmer sehen. Beim Minispielfeld treffen sich die einheimischen Jugendlichen, aus einer großen Box wummert es.

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Sonntag, 12. Juli 2020

Ein unerwartet spannender Ausflug

Frühstück wie immer um kurz nach 8 Uhr. Kein Badetag, da Kilian seine zartroten Schultern schonen muss, der erste bewusst erlebte richtige Sonnenbrand des 12jährigen. Die Reiseleitung plagt ihre Familie so lange mit Ausflugszielen, bis alle vier gegen 11 Uhr endlich im Auto sitzen. Wir steuern das Biokovo Gebirge an, ein Nationalpark, der sich hinter der Küste erstreckt. Schmankerl, frisch im Internet entdeckt, der am 2. Juli ganz neu eröffnete Skywalk.

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Vor Ort stellen wir fest. Das ist kein Geheimtipp. Eine Dame vom Nationalpark Team fängt alle Neuankömmlinge ab. Es ist kurz nach 12 Uhr, erst um 13 Uhr dürften wieder 25 Fahrzeuge in den Park einfahren. Wir sind ungefähr Nummer 10 und reihen uns erstaunt ein, denn das stand nirgends. Aber was viel erstaunlicher ist, ist das sich niemand beschwert. Slowenen, Kroaten, Bosnier, Polen, Tschechen, alle fügen sich den Anweisungen der gestrengen Dame, niemand diskutiert, niemand hinterfragt. Auch nicht, als 25 Autos warten und alle anderen abgewiesen werden.

Kaum dürfen wir für 200 Kuna (etwa 28 Euro) passieren, fällt uns auf, dass unser dicker Brummer für 23 Kilometer steil bergauf denkbar schlecht gerüstet ist. Denn die Tanknadel zeigt…. Nach unten. Was am Anfang noch 120 Kilometer sind, werden schnell 90…. Die Eltern diskutieren nur kurz, wer denn nun was wo warum verpeilt hat. Wäre auch sinnlos, denn der Tank ist einfach ziemlich leer und die nächste Tankstelle weit weg.

Wir beschließen, soweit zu fahren, wie es vernünftig geht, bergab können wir dann ja rollen. Kilian und Louisa halten den Atem an und sind elektrisiert. Bleiben wir am Berg mangels Diesel stehen? Louisa entwirft Szenarien, was denn passieren würde. Kilian bekommt einen Adrenalinschub nach dem anderen. Nicole konnte enge Kurven noch nie leiden. Gerald sieht es sportlich….

Den Skywalk lassen wir erstmal linke liegen, den Kaffee.stopp auch. In der Ferne lockt der Funkturm auf über 1700 Metern Höhe… Die Kurven werden enger, die Ausweichbuchten seltener, die Tanknadel ist in freiem Fall. Noch 9 Kilometer, noch 8 Kilometer… Papa, umdrehen! Rufen die Kinder. Nicole hält sich beim Ausweichmanoever die Augen zu. Gerald wagt sich weiter. Mit knallorange leuchtender Tankwarnung rollen wir auf dem Berg SV. Jure, 1762 Meter hoch, ein. So voll mit Adrenalin, dass wir komplett vergessen, dass wir ein Fernglas dabei haben. Die Sicht ist auch so grandios.

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20 Minuten gibt uns der gestrenge Parkranger, dann müssen wir den Parkplatz wieder räumen. Am Meer hatte es über 30 Grad und starke Böen, nun sind es knapp 20 Grad und eine leichte Brise.

Dann rollen wir gemächlich nach unten. Den Aussichtspunkt nach Markaska lassen wir rechts liegen, bloß keinen Kilometer mehr verschwenden. Aber es gibt einen kleinen Kiosk, der zu einer rustikalen Einkehr führt. Kroatische Schlager schallen aus den Lautsprechern in den Bäumen, der Gastwirt spricht begeistert deutsch und richtet eine Platte mit Schinken und Käse, dazu ein Schafgarbenschnaps aufs Haus.

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Der Höhepunkt der Tour sollte ja eigentlich der Skywalk sein, aber unser Adrenalinvorrat ist erschöpft. Cool ist er natürlich trotzdem. Wohl jeder stutzt beim Betreten der noch blitzblanken Glasflächen, man lacht und zwinkert sich zu, rettet sich auf die Metallstreben. Eine sehr angenehme Atmosphäre.

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Ungewöhnlich im Biokovo Park ist, dass nicht Kühe die Straße blockieren, sondern Pferde. Das wäre kein Problem, wenn nicht manche Parkbesucher mitten im Stau ausstehen und weitere Pferde noch mit Futter anlocken und streicheln und filmen, als wären sie die ersten Huftiere, die sie je erblickt haben. Erstaunlich auch hier, die Kroaten steigen schmunzelnd aus und verscheuchen die Tiere. (Kilian hat hingegen einen Hormonschub und einen entsprechenden Wutanfall. Louisa würde am liebsten alle Pferde knuddeln und referiert über Pferderassen)

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Als wir unten ankommen, sind alle vier ziemlich platt. Gerald vom Navigieren durch Kurven und Buchten, die anderen drei vom schieren Stress, nicht stehenzubleiben. Nicole muss aufs Klo. Der freundliche Tankwart hätte allerdings nur Zimmer oder Apartments im Angebot, aber leider keine Toilette. Die findet sich zum Glück im Sonntags geöffneten Supermarkt.

Zurück in Podaca springen drei im Sonnenuntergang ins Meer, einer macht ein wohlverdientes Nickerchen. Was für ein Tag. Und der Tank ist jetzt wieder voll.

Die Milchstraße über Podaca

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