Montag, 6. Januar 2025
Gegen 11.30 Uhr haben wir ein Frühstückscafé gefunden: Das "Dede" ein paar Straßen weiter, mit etwas ausgefallener Karte (japanische Krautpfannkuchen!), schöner Atmosphäre und natürlich wieder Menschen, die gerade arbeiten und/oder telefonieren. Danach wollen wir, ein Tipp aus Augsburg, ins Calouste Gulbenkian Museum.
Der Armenier Gulbenkian (1869 - 1955) war dank seiner Investionen ins Ölgeschäft zeitweise der reichste Mann der Welt. Was für ein Glück, dass er außerdem Kunstinteressiert war und schon früh anfing, Antikes und Zeitgenössisches zu sammeln. Das Museum liegt ein Stück weg, ein Uber bringt uns für 4 Euro hin. Das Gebäude ist betonhässlich aus den 1970ern, aber ideal, um all die Kunstwerke zu präsentieren. Los geht es mit Fundstücken aus Ägypten, Griechenland, dem nahen und Fernen Osten bis zu europäischer Kunst in die Neuzeit. Die Sammlung ist schlicht riesig und überwältigend. Auch wenn die Museumsapp samt Audioguide leider nicht funktioniert, weil die Version für unsere Mobiltelefone zu alt ist. Zwischendurch stärken wir uns mit Kaffee und Kleingebäck, bevor wir uns in den nächsten Gebäudeflügel wagen - eine Ausstellung über Venedig in der Kunst des 18. Jahrhunderts. Dort gibt es ... Viel Venedig zu sehen. Also ausschließlich Venedig. Ein bisschen zu viel Venedig, um ehrlich zu sein.
Doch kaum spazieren wir danach durch den Park, stoßen wir auf ein weiteres Gebäude - zeitgenössische Kunst, gehört auch noch zur Sammlung, ist auch im Preis beinhaltet. Hilfe! Natürlich streifen wir kurz durch die drei Stockwerke, sind dann aber angemessen überfordert. Unser Kunstspeicher für heute ist definitiv voll!
Mit der Metro geht es in die Innenstadt, nochmal Abendlicht auf einem Miradouro sehen. Wir könnten ein Bähnchen nehmen, doch da es überfüllt ist, laufen wir diesmal auf den Gleisen hoch. Haben wir uns nicht erst vor einer Woche noch über die Menschen gewundert, die das machen...?
Auf dem Aussichtspunkt selbst erwartet uns wieder ein Weihnachtsmarkt, über den noch ein paar traurige Disneyfiguren laufen. Und irgendwie sieht das Angebot nicht halb so verlockend aus, wie an den anderen verbliebenen Weihnachtsstandorten. Wir sehen uns um, machen ein paar Fotos und dann laufen wir wieder hinunter.
Gerald und Kilian suchen sich eine Straßenbahn und zuckeln zur Ferienwohnung. Nicole und Louisa wollen noch ein paar Souvenirs erjagen. Dabei bekommen sie mit der LED-Show eines großen Kaufhauses noch einmal feinsten Christmas-Kitsch ab, von dem sie sich im Café Nat'elier erholen - mit Vanilleteilchen, natürlich. Danach geht es an einen kleinen Geschenkekauf und die Suche nach der Straßenbahn beginnt. Also nach der richtigen Straße für die richtige Straßenbahn ... Die beiden machen noch einmal beträchtlich Strecke, bis sie um 19.45 in der Bahn sitzen. Ein Obdachloser darf nach einem Gespräch mit dem Fahrer kostenlos mitfahren. Ein weiterer, schon etwas Betagterer, hält sich tatsächlich an der hinteren Tür fest und surft so mit.
Und dann geht es, nach einer Woche, endlich in das Restaurant gegenüber: Den Club der Journalisten! Den gibt es hier seit 1983, auch wenn inzwischen der Restaurantanteil überwiegt. Kaum sind wir in der Tür, bekommen wir ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Kilian und Louisa werden angesichts der vielen Lagen Besteck und Gläser ganz andächtig. Und es schḿeckt fantastisch, egal ob die geschmorte Aubergine und der Spargel als Vorspeise, oder der schwarze Reis mit Ente, der Oktopus oder der Lammburger als Hauptspeise - und das Dessert ist natürlich auch fein. Ein sehr schöner Abschluss.
Dienstag, 7. Januar 2025
Um 10.40 Uhr stehen wir mit unseren Koffern auf der Straße vor der Ferienwohnung. Inzwischen ist noch ein kleines Täschen dazu gekommen, in das idealerweise genau die Wäsche aus dem Frauenzimmer passt. Und endlich wurde das Treppenhaus von der vertretenen Hundekacke befreit und frisch geputzt, so dass wir nicht mehr auf Zehenspitzen heruntertänzeln mussten.
Ein Uber bringt uns für 4 Euro zur Gepäckaufbewahrung, hat allerdings eine falsche Adresse eingegeben und lässt uns in einer steilen Straße ziemlich weit oben raus. Also rollen wir mit den Koffern auf dem Kopfsteinpflaster bergab und sind sehr froh, als sie wieder verwahrt werden. Es geht noch einmal zum Time Out Food Market, für eine Mischung aus Frühstück und Mittagessen. Danach bummeln wir am Meer entlang, über den großen Platz. Und stellen fest: am 7. Januar ist sogar in Lissabon Weihnachten vorbei! Die Buden haben geschlossen, der große Baum wird abgebaut. Anders als bei der Ankunft lässt sich die Sonne nicht blicken, es weht ein kühler Wind. Die Verkäufer haben die Reißverschlüsse ihrer Anoraks weit bis nach oben gezogen. Es sind weniger Touristen in der Stadt und so gibt es zwar keine Straßenhändler, aber sehr aufdringliche Vertreter der Restaurants, die um jeden Touri kämpfen.
Mit einer Straßenbahn fahren wir ein Stückchen, aufgrund einer fehlerhaften Abbuchung fahren zwei vermutlich schwarz, aber wir sind auch schnell wieder draußen. Dabei stellen wir fest: Briefkästen gibt es in der Innenstadt quasi keine mehr. Aber am Flughafen, rät der Kofferaufbewahrer. Diesmal fährt uns ein Uber für ein Drittel des Preises von der Herfahrt die halbe Stunde an den Flughafen. Dort ist die Einordnung ziemlich chaotisch, die Wege sind lang. Aber wir haben keinen Stress, schließlich hat Lufthansa längst mitgeteilt, dass der Flug Verspätung hat.
Was den Abflug weiter verzögert: Fast alle Passagiere haben mindestens drei Gepäckstücke Handgepäck dabei und das zu verstauen bringt die Stewardessen ziemlich an den Rand. Erstaunlicherweise kann Pilot Miller, ein Mann mit unglaublich undeutlicher Aussprache, die Verspätung aufholen und wir landen nach zweieinhalb Stunden pünktlich in Frankfurt. Allerdings machen wir auf dem Weg zum Gepäck noch einmal ein paar Kilometer - obwohl wir in den vergangenen Tagen, je nach Schätzung, zwischen 120 und 140 Kilometer zurückgelegt haben. Immerhin ist das Gepäck dann gleich da.
Witzig gestaltet sich die Suche nach dem Abfahrtsort des Shuttles: Kein Flughafenangestellter weiß, dass es dieses Parkhaus schon gibt. "Terminal 3? Das wird doch gerade erst gebaut. Das gibt es doch noch gar nicht." "Aber dort parkt unser Auto ..." Schließlich gehen wir wieder zur Flughafenklinik und steigen in einen ausgekühlten Bus. Im Parkhaus dauert es einen Moment, bis wir das richtige Stockwerk finden. Dafür gibt es auf dem Heimweg in Brühl den saubersten McDonalds, in dem wir jemals waren. Und morgen wird daheim endlich die Weihnachtsdeko abgehängt.