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Mehr Cornwall geht nicht

Freitag, 24. Mai 2024

Die Arbeiter sind kurz da, um nach dem kleinen Bagger zu schauen. Aber schnell sind sie auch wieder verschwunden. Wir ziehen um 10.30 Uhr los, der Himmel ist dunkelgrau. Aber: Es wird langsam Zeit für eine echt kornische Tradition: Cream Tea, also schwarzen Tee plus ein Scone (so eine Art salziger Muffin) plus Clotted Cream (dicker Rahm aus roher Kuhmilch) und Marmelade. Die Reiseleitung hat in den Vermieter-Tipps The Secret Cupboard und Tea Garden gefunden, was allerliebst aussieht. Keine Website, aber irgendwo in den sozialen Medien finden sich Öffnungszeiten, von denen wir hoffen, dass sie stimmen.

Im Weiler Coombe, etwa eine gute Viertelstunde von uns entfernt, stellen wir das Auto ab. Ein matschiger Weg geht am Ufer des gerade nicht vorhandenen Flusses entlang. Und dann tauchen tatsächlich am Hang bunte Sonnenschirme auf. Das ältere Wirtsehepaar empfiehlt mit Blick auf den Himmel einen überdachten Sitzplatz, wir wählen ein liebevoll gestaltetes Gartenhaus. Die Eltern nehmen Cream Tea (noch dazu mit Lemon Curd, eine Zitronencreme, die eine einzelne Reiseleitung sehr lecker findet), der Nachwuchs trotz der frühen Uhrzeit einen Burger. Aber die Stärkung können wir später gut gebrauchen. Draußen fällt der englische Niesel, drinnen wird geschlemmt. Es kommen auch noch mehr Touristen, denn das Wetter kann die Einheimischen nicht schrecken.

Als es wieder trocken ist, steuern wir erst das Auto, dann einen Wanderparkplatz am Meer nochmal 25 Minuten südlich an. Es ist Zeit, für eine kleine Küstenrunde. In der Ferienwohnung liegt zum Glück ein Wanderführer für Rundwege, wir haben Nummer 11 ausgewählt. Der Weg startet südlich von Falmouth und soll mit das Beste der kornischen Küste bieten. Damit wurde nicht zu viel versprochen. Auf kleinen Pfaden geht es an der Küste entlang, es gibt wunderbare Aussichten satt, das Meer schimmert türkisch, am Wegesrand blüht Purpur der Fingerhut. Und es ist erstaunlich schwül - bei Sommerhitze, so es die hier geben sollte, muss man hier nicht gehen.

Nach einer Rast auf einem dieser stimmungsvollen alten Friedhöfe kürzen wir quer durch das Land ein Stückchen ab. Es geht kurz an einer Landstraße entlang, über Felder, Wiesen, stets als "Foodpath" ausgezeichnet. Insgesamt legen wir heute 10 Kilometer zurück, für die Wanderung haben wir knapp drei gebraucht - zu viele Fotostopps. Außerdem hatten Louisa und Nicole viel Spaß mit einem Hund, der sie kurzzeitig als Frauchen adoptiert hatte und seine Lieblingstannenzapfen geworfen haben wollte.

Auf der Straße wundern wir uns, dass am Vormittag erst Massen nach Truro gefahren sind und uns nun wieder entgegen kommen. Es ist doch Freitag, Markttag ist erst Samstag. Aber ein kleines Schild verrät, dass wohl ein großer Kunsthandwerkermarkt war, gemessen am Verkehrsaufkommen war er wohl ein voller Erfolg. Zum Abendessen gibt es .... Flammkuchen. Irgendwie waren bei der Abfahrt in Deutschland aus Versehen Flammkuchenböden in den Kofferraum gewandert. Heute geben sie mit indisch gewürztem Hühnchen und Chili-Cheddar ein leckeres Abendessen.

Ein langer ruhiger Fluss

Samstag, 25. Mai 2024

Nachtrag zu Freitag: Die Nachbarin hat sich noch einmal für die Geduld wegen der Bauarbeiten bedankt. Aber was will man denn quengeln, wenn da schlicht ein kaputter Kanal repariert werden muss? Unser Vermieter hat uns dafür sogar Geld zurück überwiesen, was uns natürlich freut. Jedenfalls kennt unsere Nachbarin die Pfalz - die Schwester ist nämlich in Zweibrücken verheiratet und sie war dort erst vor zwei Jahren im Rosengarten. Kleine Welt.

Und auch am Samstagmorgen sind die Jungs von der Baustelle wieder da. Wie schon vergangenes Jahr in Australien: Keine unangemessene Hetze, viel Contemplating, wir gönnen dem Baggerfahrer sein Plätzchen in der Sonne mit Teetasse in der Hand von Herzen. Nach etwas Zeit ist dann auch der Steinhaufen weggeräumt, der Bagger bleibt noch.

Wir haben einen Termin: Die Reiseleitung hatte online noch Familientickets zum halben Preis für eine Bootsfahrt von Malpas nach Falmouth und zurück gefunden. 11.25 Uhr geht unser Bötchen, wir sind schon geraume Zeit vorher da und bestellen uns im kleinen Café Kaffee. Da allerdings auch hier sehr bedacht gearbeitet wird ... Sprintet Nicole irgendwann rein, um das Tablett selbst rauszutragen, damit wir auch noch vor der Abfahrt in den Genuss kommen. Denn hier gibt es echte schöne Ton-Tassen und nicht wie sonst irgendwelche To-go-Becher.

Unser Schiffchen heißt Enterprise, der Kapitän hat etwas Rangierprobleme. Moralisch unterstützt wird er von einem alten Seebären, der in der Rente jetzt noch etwas arbeiten möchte, die Tickets kontrolliert und insgesamt eine warme Atmosphäre verbreitet. Die man an diesem zugigen Samstag gut vertragen kann. Es geht an geparkten Segelschiffen vorbei, wir bewundern das satte Grüne der Bäume am Ufer, die wie abgeschnitten wirken, und entdecken versteckte Herrenhäuser. Dann halten wir kurz an, erst um die King Harry Fähre kreuzen zu lassen. Danach, um Fahrgäste zu den Trelissick Gardens aussteigen zu lassen. Direkt daneben befindet sich eine Muschelfarm. In einem Flussarm wurde von Disney 1950 die Schatzinsel gedreht und es wirkte wie in der Karibik. Und in einem Steinhäuschen am Ufer hat General Eisenhower im Zweiten Weltkrieg einen Vertrag unterschrieben.

So fahren wir 70 Minuten. Wobei irgendwann nur noch Nicole und Kilian dick eingepackt auf dem Deck sitzen, da es immer mehr zieht. Als der Fluss ins Meer übergeht, wird die See ziemlich stürmisch. Wie gut, dass man mit zunehmender Reife die Seekrankheit verliert, denkt sich die Reiseleitung und schaut sich unauffällig nach den Rettungswesten um. Noch mehr schicke Häuser. Hunderte an geparkten Yachten. Bei der Einfahrt nach Falmouth - einer der drei tiefsten Naturhäfen der Welt, ehemals Europas größtes Trockendock - passieren wir ein Militärschiff, das denen, die wir in Sydney gesehen haben, sehr ähnlich sieht. Als wir an einer etwas abenteuerlichen Brücke aussteigen, empfiehlt uns der Seebär noch das Streetfoodfestival in Falmouth.

Wir haben knapp zweieinhalb Stunden Zeit, die Innenstadt macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Das Foodfestival hingegen ... Viele Menschen, das Essen überzeugt uns nicht, was interessieren würde, hat eine lange Warteschlange. Da wir ziemlich durch gepustet sind, wollen wir lieber in Ruhe irgendwo im Wärmeren sitzen. Also auf zum Vermieter-Tipp: Beste Fish'n'chips bei Harbour Lights kaufen und dann in den Pub The Front mit nehmen und dort verzehren. Ist erlaubt, sofern man dazu etwas trinkt. Es gibt Fisch, Scampi, Tintenfisch und zu viele Pommes, dazu diverse Kaltgetränke. Der Pub wirkt gut besucht und leicht abgerockt, die Toiletten sind hingegen makellos. Danach bummeln wir noch eine Runde, schauen in diverse Läden und stellen fest, dass nach einer Woche endlich regelmäßig englischer Niesel fällt.

Um 15.15 Uhr geht unser Schiff zurück. Der Seebär erkundigt sich nach dem Foodfestival und wir bekommen viel Lob von ihm und dem Kapitän, dass wir uns für die Harbour Lights und den Pub entschieden haben. Auf dem Rückweg ist die See ruhiger, der Seebär spendiert Englischen Tee und Wasser, und schon sind wir wieder zurück. Die Reiseleitung reserviert noch kurz in der immer sehr gut besuchten (und einzigen) Einkehr Herolds Inn für das Abendessen.

Bis wir loslaufen, prasselt der Regen. Zwischendurch wird er zum Niesel, dann prasselt er wieder. Das Herolds Inn selbst ist gemütlich eingerichtet. Die Außenplätze bleiben heute ausnahmsweise mal komplett frei. Kilian testet weiter Burger, Louisa liebt koreanisches Huhn, Gerald wählt asketisch einen Salat und Nicole taucht tief in eine Fischplatte ein - die komplett ohne Pommes auskommt, juhu! Im Niesel laufen wir zurück und der letzte Abend in Cornwall ist schon fast wieder vorbei.

Raindrops are falling on our heads

Sonntag, 26. Mai 2024

Der Regen über Nacht war ergiebig und hört auch am Sonntag nur selten auf. Dabei war 2024 sowieso schon ein feuchtes Jahr für England, zwischen Weihnachten und Ostern gab es nur 11 regenfreie Tage, wie uns einer der Bauarbeiter berichtete. Deshalb haben wir ihm den Sonnenplatz ja auch so gegönnt. Um 10 Uhr sind wir planmäßig aus der Ferienwohnung Lower Boatyard, auch wenn wir sie wirklich überhaupt nicht verlassen wollen.

Der Plan für den Tag lautet eigentlich: Auf dem Weg ins etwa 5 Stunden entfernte Twickenham/Richmond noch einen Stopp im Dartmoor einlegen und wandern. Kilian und Louisa waren vom Bodmin Moor sehr begeistert und hätten davon gerne mehr, die Reiseleitung hätte auch direkt mehrere Optionen parat. Allein: Es prasselt und prasselt auf das Autodach. Wandern im strömenden Regen? Das wollen wir dann doch nicht. Dafür bittet der Fahrer um etwas Koffein - und muss auf Wunsch der Reiseleitung erstmal die Tankstelle umfahren und stattdessen einen Gartencenter ansteuern. Denn: Im Vorbeifahren hat die Reiseleitung dort das Schild "Café geöffnet" an diesem nassen Sonntag entdeckt und sich erinnert, dass es diese Cafés in Gartencenter auch schon in Australien gab, aber noch nie ausprobiert wurden. Tatsächlich: Lecker Kuchen und Mittagstisch, gut besucht, deutlich angenehmer als Tankstellenfutter. Kilian weist schmunzelnd darauf hin, dass es sich passend zum Ambiente um einen echten Blümchenkaffee handelt. Danach sichten wir noch die vielen Plastikeimer, die Tropfen vom Dach auffallen und huschen zwischen zwei Schauern wieder ins Auto.

Einige Stunden später, die Wetterlage hat sich nur unwesentlich verändert, der nächste Kaffeestopp. Diesmal hat die Reiseleitung das Café im Haynes Motor Museum ausgewählt. John Haynes hatte sich unter anderem mit Handbüchern zum Umbau von Fahrzeugen einen Namen gemacht und es gibt es ehr großes Museum mit vielen schnittigen Autos. Auch hier wieder: Schönes Ambiente, diesmal echter Kaffee. Kilian schaut sehnsüchtig Richtung Museum, aber 26 Euro pro Person wären für einen kurzen Stopp doch etwas teuer. Wir verweilen noch etwas, es gibt drinnen und draußen auch so ein paar Fahrzeuge zu bewundern.

Endlich sind wir kurz vor dem Ziel, als die großen Buchstaben ULEZ neben der Straße für etwas Adrenalin sorgen. Irgendwie klingt die Abkürzung ungut. Kurz darauf wissen wir, dass das Bauchgefühl nicht getrogen hat. Denn in der Umweltzone (UItra Low Emission Zone) darf man nur angemeldet fahren, je nach Fahrzeug kostet das einen gewissen Betrag, etwaige Strafzahlungen wären astronomisch. Wir werden davon überfallen, denn vor zwei Jahren galt das nur für die Innenstadt - und dass es eine solche Zone seit Ende 2023 nun auch für Greater London gibt, hatten wir schlicht verpasst. Also schnell abfahren, rechts ran, schleunigst einlesen und anmelden. Es gilt bei verschiedensten Accounts Passwörter zu kreieren, Fahrzeugdaten und Kreditkartendetails zu hinterlegen etc. Laut ADAC sollte man sich besser zehn Tage vor der Abreise schon anmelden - nun ja, bei uns sind es immerhin 10 Minuten. Und es kommt tatsächlich kurz nachdem wir bei der Unterkunft eingebogen sind, schon eine Bestätigungsmail mit Pdf und allem Drum und Dran.

Nachdem wir 2022 zu viert in einem Hotelzimmer gehaust hatten, musste es diesmal eine andere Lösung geben. Denn 16-Jährige werden in Hotels anders gewertet und ein paar Quadratmeter mehr sind auch nicht verkehrt. Die Reiseleitung hatte sich die Nächte in diversen Unterkunftsportalen um die Ohren geschlagen und schließlich einen kleine Wohnung gefunden, direkt gegenüber von Richmond. Nun. Das Gebäude ist prachtvoll, unsere kleine Wohnung ist im Keller. Nach dem Luxusanwesen in Cornwall gibt es erstmal keine Jubelschreie - aber es ist sauber, geräumig, und das extra Bett auf dem Wohnzimmerboden wird schon für sechs Nächte taugen.

Das Wohnviertel ist nobel, davon zeugen die Fahrzeuge die vor den Häusern geparkt sind. Der Ducks Walk führt allerliebst oberhalb der Themse entlang, schnell sind wir in Richmond und kehren beim Spanier ein, bei dem wir vor zwei Jahren schon einmal waren. Viele kleine Speisen, sehr sehr lecker (keine Pommes!), ein schöner Start für die zweite Woche.

… Und die Pläne ändern sich

Montag, 27. Mai 2024

Es ist 7 Uhr, die Sonne strahlt ins Wohnzimmer. Die Reiseleitung fühlt sich nach der ersten Nacht auf der erstaunlich bequemen Matratze auf dem Boden erfrischt und will schon in den Weck-Modus gehen, als Louisa sie ermahnt: Leg dich doch nochmal hin... Und so ist es tatsächlich 9 Uhr, bis die gesamte Reisegruppe aufwacht und um 11.11 Uhr sind wir am Bahnhof von Richmond. Wir laden unsere Oystercards wieder auf und wollen schon in die U-Bahn steigen, als ein Schild mitten im Weg auftaucht: Die District Line fällt gerade leider aus. Also fahren wir - deutlich schneller - mit dem Zug nach London und kommen am Bahnhof Waterloo an. Was alle Pläne der Reiseleitung auf den Kopf stellt, denn eigentlich sollte der Tag ganz woanders starten.

Nun geht es zuerst in den Graffiti Tunnel. Was einmal illegal war, ist inzwischen eine knallbunte Touristenattraktion. Im Tunnel sind die Wände knallbunt und es der Duft in der Luft verrät, dass gerade wieder neue Kunst dazukommt. An einer Ecke drehen junge Inderinnen ein Tiktok-Video, an anderer Stelle ist ein Fotoshooting im Gange. Dazwischen eine Kneipe und ein Buchladen - die Eltern könnten Stunden verweilen. Aber vor allem Louisa kann den Geruch, der von den Spraydosen ausgeht, kaum ertragen. Also wird es ein kürzeres Vergnügen.

Weiter geht es am Themse-Ufer entlang Richtung Tate Modern. Viele Fotostopps, es gibt ja auch so viel zu sehen. Kilian, der inzwischen mit der Navigation beauftragt ist, zeigt Nerven. Ein klares Indiz dafür, dass es etwas Einkehr braucht. Also eine Runde Getränke und kleine Happen im Kaffee Nero. Was könnte man hier einfach stundenlang sitzen und Menschen bestaunen!

Die Tate Modern ist in einem ehemaligen Kraftwerk untergebracht, die Architektur beeindruckt. Der Eintritt ist grundsätzlich frei, die Sonderausstellungen (gerade: Yoko Ono und die deutschen Expressionisten) würden extra kosten. Aber es gibt auch so genug zu sehen. Der Nachwuchs schlägt sich tapfer: Schwarz-Weiß-Fotos von extrovertierten, stets nackten asiatischen Künstlern. Eine Videoinstallation über die Nähe von Mensch und Natur, in der eine nackte, menstruierende Frau im Meer schwimmt. Eine Künstlerin, die den Verlust von einer Hand und beiden Beinen mit Kunst bewältigt .... Kilian googelt sehr ernsthaft die genau Bezeichnung der Erkrankung. Louisa liest demonstrativ auf dem E-Reader die Soko Ponyhof (echter Name!). Zwischendurch gibt es bekannte Namen, wie Roy Liechtenstein. Eine Dame leitet eine Führung und sieht exakt aus, wie das Gemälde, vor dem sie steht. Etc. Die Sinne werden geflutet. Zeit für einen Kaffee mit zehnten Stock, auch wenn der Weg nur mit Aufzug möglich ist und dieser sehr überfüllt. Die Aussichtsplattform ist nach mehreren Vorfällen leider geschlossen, die Sicht dennoch grandios.

Schach

Doch das geplante Mittagessen auf dem Borough Market muss leider ausfallen, wie auch der kostenlose Dachgarten Roof 120: An diesem Montag ist tatsächlich in England der Feiertag Spring Break, was natürlich sämtliche Öffnungszeiten betrifft... Also ziehen wir mit den Massen über die Millenium Bridge, vorbei an der St.Pauls Kathedrale. Es gibt schnelle Wraps aus dem Supermarkt, einen Abstecher zu H&M, der zwar geöffnet ist (man muss diese Logik hier nicht verstehen), aber zu Louisas Entsetzen keine Jugendabteilung hat. Der noble Royal Exchange, eine schicke Mall, hat dafür zu. Der Leadenhall Market, Inspiration für die Winkelgasse bei Harry Potter, ist glücklicherweise immer zugänglich. Fotostopp. Inzwischen zieht und nieselt es. Die Ruine von St. Dustan in The East entpuppt sich als lauschiger Ort, der sich als Geheimtipp offensichtlich sehr herumgesprochen hat ... Viel los. Aber dann retten ausgesprochen niedliche Hörnchen den Moment: Überall tummeln sich die kleinen flauschigen Gesellen und das Wetter stört überhaupt nicht mehr.

Der Nachwuchs wünscht sich: Mehr Innenstadt. Mit der U-Bahn geht es Richtung Piccadilly Circus. Danach bummeln wir durch Chinatown. Die Straßen sind knallvoll, die Restaurants ebenso. Wir können uns nicht ganz entscheiden und gehen dann doch zu dem kleinen Laden, in dem wir 2022 und 2023 schon waren. Geschlossen, aber im Fenster wird auf das "Schwesterunternehmen" zwei Häuser weiter verwiesen. Dort sitzt man deutlich nobler, entsprechend sind die Preise etwas höher. (Aber noch lange nicht so hoch, wie Tapas in Richmond). Danach sind alle satt und zufrieden, wenn auch nicht aufgewärmt, dazu war die Klimaanlage zu eisig gestellt. Wir spazieren über den Leicester Square und Trafalgar Square zum Riesenrad London Eye. Dann geht wieder unser Zug nach Richmond und gegen 21 Uhr sind wir zurück. Mindestens 13 Kilometer zu Fuß und ziemlich platt.

Ein magischer Tag

Dienstag, 28. Mai 2024

Es regnet. Wir beginnen den Tag gemütlich, denn wir wissen schon, dass es ein langer Tag sein wird. Die Wetterlage sorgt dafür, dass die geplante Runde durch Little Venice (kleine Kanäle mit Hausbooten) verschoben wird. Dafür steuert die Reiseleitung in London sehr kurzfristig Dishoom in Kensington an. In dieses indische Restaurant der kleinen Kette an genau diesem Ort will sie schon seit zwei Jahren. Aber 2023 ging die Warteschlange leider um den ganzen Block. Der neue Versuch ist erfolgreich - und lohnt sich. Das Interieur ist Art Deco, vielleicht auch etwas kolonial, dazu jazzigen Musik. Das Essen ist sagenhaft lecker. Wir sinken in die Bänke, bestellen kleinen Speisen zum Teilen und genießen. Nicole könnte hier mit einem Buch in der Hand den ganzen Tag verweilen. Kilian ist komplett entrückt und haucht zwischen wohligen Seufzern nur, dass es dringend Zeit für eine Asienreise ist. Auch Gerald und Louisa sind begeistert und so bleiben wir über eine Stunde. Was wiederum den Zeitplan etwas durcheinander wirbelt.

Denn die Reiseleitung hatte noch ein ganz spezielles Café entdeckt, das nun zu Fuß angesteuert werden muss. Ja, das sind 56 Minuten quer durch den Hydepark und durch Marlybone. Ja, eventuell hätte man öffentliche Verkehrsmittel nehmen könne, aber dafür ist es jetzt zu spät. Also geht es strammen Schrittes voran, drei von vier haben eine gerade besonders lieb. Aber die Klagen verstummen, als die kleine Reisegruppe dann vor diesem ganz besonderen Café steht: Treppenstufen führen vom Gehweg aus in eine ehemalige öffentliche Toilette, die jetzt zu einem sehr kleinen Café umgebaut wurde. Keine 20 Plätze und wir bekommen trotzdem vier davon. Dazu den besten Kaffee seit eineinhalb Wochen, Pistazienkekse und Karottenkuchen. Leider hat das kleine Lädchen keine Toilette, aber auf Nachfrage lässt uns die Wirtin eines eher schicken oberirdischen Ladens rein.

Dann eilen Nicole und Louisa zum Bahnhof Euston, der jetzt zum Glück nur noch 15 Minuten entfernt ist. Um 18 Uhr haben sie Tickets für eine Tour durch die Warner Studios, in denen Harry Potter gedreht wurde. Anreise mit Zug und Shuttlebus. Danach tauchen sie vier Stunden in die magische Welt rund um Hogwarts ein. Während Gerald und Kilian den Abend bei Harrods verbringen und durch Kensington bummeln, bevor sie um 22 Uhr mit dem Auto als Taxi vor den Studios stehen. Dazu gibt es morgen ganz viele Bilder. Denn jetzt wirkt erst einmal der Schlafzauber ...

Ein Tag in Richmond

Mittwoch, 29. Mai 2024

Die Harry-Potter-Tour war überwältigend und klingt auch am Tag danach noch nach. Louisa und Nicole waren von 18 bis 22 Uhr dort und hätten locker noch mehr Zeit in den Studios verbringen können. Im Bus wurde man schon vom Darsteller von Draco Malfoy virtuell empfangen, in den Studios selbst von den Hauptdarstellern von Harry, Hermine und Ron. Der Anfang ist etwas zäh, mit Schlange stehen, Schlange stehen, Schlange stehen. Aber sobald wir vor dem großen Tor zu Halle stehen - Wow. Es geht durch die Kulissen der Gemeinschaftsräume, Hagrids Hütte, den Räumen von Dumbledore, etc etc im Hintergrund tickt die große Uhr und man kann die Karte auf Tisch halten, bis ganz magisch Fußstapfen erscheinen. Wir lassen uns so viel Zeit, bis Bereiche hinter uns abgesperrt werden. Nach dem verbotenen Wald ein kleines Päuschen mit Butterbier, danach geht es in den Außenbereich. Dort wartet der Privet Drive, die Brücke, die im Film soooo lang wirkte und - so erzählt es der Brückenaufpasser - mit zwei Hubschraubern nach Schottland geflogen worden war. Im Gewächshaus ärgert Louisa ein paar Pflanzen, es gibt lustige Fotos im fliegenden Auto. Und weiter geht's, auch wenn wir vor lauter Eindrücken langsam nicht mehr können. Tatsächlich verlassen wir die Studios erst, als hinter uns quasi abgeschlossen wird.

Am Mittwoch wird erstmal gemütlich ausgeschlafen, gelesen, Wäsche gewaschen. Inzwischen finden wir unsere Wohnung sehr gemütlich und schätzen sehr, dass es verschiedene Räume gibt - und nicht nur ein Hotelzimmer mit vier Betten. Und um 12.30 Uhr kommt Besuch aus ... Dudenhofen! Die Familie von Louisas bester Freundin steht vor der Tür. Sie sind nach einem Englandurlaub auf dem Weg zum Flughafen. Um 13 Uhr gibt es ein ausgedehntes Mittagessen im gemütlichen "Megans", danach ein Spaziergang mit leckerem Eis und schnell sind drei Stunden verflogen.

Am Abend stellen Gerald und Nicole fest, dass der Mobilfunkanbieter nicht mehr will. Was etwas nervt, denn Nicole ist am Donnerstag alleine nach Oxford unterwegs. Abendessen gibt es in der gemütlichen Taverne St. Margret, in Twickenham.

Zwei unterschiedliche Ausflüge

Donnerstag, 30. Mai 2024

Früh klingelt der Wecker, denn Nicole muss zum Zug. Um 9 Uhr startet die Bahn in St. Margaret, nach zweimal umsteigen kommt sie um 10.40 Uhr in Oxford an. Der Treffpunkt ist im Ashmolean Museum, einem der ältesten Museen Englands und der eigentliche Grund für die Reise: Freundin Michelle steht vor einer schweren OP und die beiden wollten sich vorher unbedingt noch einmal treffen. Und so wird erst im Café des Museums, danach bei einem Bummel durch die Stadt und dann noch einmal in einem Café Stunde um Stunde verplaudert. Schon ist es 18 Uhr und der Zug geht zurück Richtung Richmond.

In der Zwischenzeit waren die anderen drei erst in London frühstücken. Danach mit unerwarteten Menschenmassen am British Museum angestanden. Der nächste Stopp war das Kaufhose Liberty, dann die japanische Essenskette Wagamama. Zum Abschluss geht es ins Luxuskaufhaus Harrods.

Ewige Schlange Hölle Hölle Hölle Straße wegen Champions-League gesperrt

Und um 19.45 Uhr trifft sich die Familie wieder am Bahnsteig in Richmond und geht im Steakhaus einen echten und einen vegetarischen Burger essen.

Nachtrag zur Harry Potter Tour: Louisa und Nicole haben immer wieder eine junge Frau fotografiert, die alleine unterwegs war. Im Gespräch ergab sich, dass sie von den Philippinen stammt und auf Europareise ist. Nach der Tour wartete sie noch vor den Studios - für ein gemeinsames Selfie, weil sie so unterstützt wurde. Nicole drückt ihr für die Deutschlandreise noch ihre Telefonnummer in die Hand, die Insta-Accounts werden ausgetauscht. Nun haben wir eine Anlaufstelle in Manila und die junge Krankenschwester hoffentlich noch eine gute Zeit in Europa.

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