Montag, 13. Oktober 2025
Premiere: Wir fahren mit dem Zug in Urlaub. Kilian hat zwar erst Befindlichkeiten, als ginge es mit dem Stadtbus durch Bombay, tatsächlich fahren wir aber möglichst komfortabel - also mit wenig Umsteigen - nach Locarno am Lago Maggiore. Zuerst war übrigens Westerland auf Sylt im Rennen. Aber da Fahrt und Unterkunft gen Süden an der Kostenfront identisch waren, das Wetter in der wärmsten Stadt der Schweiz jedoch knapp 20 Grad verspricht ...
Wir fahren eine S-Bahn früher nach Mannheim und decken uns noch mit (schlechtem) Kaffee und Backwaren ein. Danach geht es erstaunlich (fast) pünktlich mit dem ICE nach Basel, von dort aus nochmal 4,5 Stunden in einem ziemlich leeren IR nach Locarno. Der Zug ist fast leer, der kleine Kaffeeautomat kann Leckeres zaubern und die Sicht ist natürlich grandios. Nach siebeneinhalb Stunden sind wir trotzdem froh angekommen zu sein. Im ICE wurden wir übrigens gar nicht kontrolliert, in der Schweiz hingegen gleich dreimal, mal mit einem fröhlichen Gruezi Miteinand, mal mit einem Buona Sera.
Nach dem langen Sitzen verzichten wir auf das Taxi und rollen unsere Koffer einmal quer durch die Stadt. Gut 20 Minuten später stehen wir vor dem modernen Wohnblock, in dem sich unsere Ferienwohnung befindet. Dann dauert es noch etwas, bis die Mail mit dem Code für die Tür herausgekramt ist ... Das Airbnb selbst ist sehr geräumig, mit zwei Schlafzimmern und zwei Bädern, einem Balkon mit Abendsonne. Bestens.
Beim Blick auf die digitalen Speisekarten von Locarno werden wir blass: 30 Euro für eine Salamipizza? Wir wohnen direkt neben einem Biomarkt, aber ein kleiner Biomarkt in der Schweiz hat ein Preisniveau, das eher einem Delikatessenmarkt entspricht. Die Reiseleitung findet einen Campingplatz samt Restaurant ganz in der Nähe - gute Kritiken und bezahlbare Preise. Der Weg dorthin führt uns kurz an den See und an viel Grün vorbei, weit weg von der touristischen Altstadt.
Das Ristorante selbst - sagenhaft. Im Inneren sehr rustikal, mit Zeltwänden, dazu ein kleiner Laden (günstiger als der Bioladen, also wird schnell Frühstück gekauft, Brötchen dürfen dann teuer sein). Aber die Muscheln, die Pizzen, die Pasta, der Nachtisch - wir sind im Glück. Und die Reiseleitung darf auch noch deutsch-italienisch plaudern.... Mal wieder am ersten Abend ein Stammlokal gefunden.
Dienstag, 14. Oktober 2025
Ein lauer Herbsttag. Die Reiseleitung holt in Sandalen und T-shirt Brötchen im nahe gelegenen Denner-Markt (der ein eigenwilliges Sortiment hat). Die italienischen Schweizer schlagen derweil den Anorakkragen hoch ... Wir frühstücken gemütlich, der Nachwuchs schafft es, sich selbst bei zwei Badezimmern um die richtige Zuteilung zu streiten. Und irgendwann sind wir endlich aus dem Haus.
Wir gehen durch unser supermodernes neues Stadtviertel Richtung See. Dann am Ufer entlang, Sonne tanken. Auf den See schauen, am Ufer sitzen. Bis ein Teenager Hunger bekommt ... Da die Reiseleitung nicht gewillt ist, gleich wieder Unsummen auszugeben, spricht sie kurzerhand eine Schweizerin an, die an der Ampel neben ihr genüsslich eine Quiche kaut. Das Al Porto, nahe dem Bahnhof gelegen, hat tatsächlich für jeden was - und eine sehr verlockende Auswahl an Süß Teilchen, die wir uns aber für später aufheben wollen.
Picknickort wird der Bootsableger, danach gehen wir zu Fuß über den Kreuzweg hoch zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Diese liegt attraktiv auf einem Hügel und ist unter anderem über den Kreuzweg zu Fuß zu erreichen. Aber es ist dann doch gar nicht so steil, wie es zunächst wirkt. Die Sicht ist wunderschön und es ist gar nicht so viel los. Das Innere der 1480 begonnenen Kapelle ist rettungslos überladen und leider fehlen die Büchlein mit den Geschichten derer, die sich für die Heilung bedanken, was es anderswo immer gibt. Für den Rückweg wollen wir die kleine blaue Standseilbahn nehmen, die uns sehr an Lissabon erinnert. Aber ... Nur Barzahlung in Schweizer Franken.
Also laufen wir den Pilgerweg auch wieder nach unten und belohnen uns danach noch mit vier Teilchen im Café Al Porto, die allesamt sehr fein schmecken: Eine Mangokreation für Louisa, Zitronenkuchen für Gerald, Nougathappen für Kilian und Maronencreme für Nicole. Danach buchen wir unsere Tickets für eine ganz besondere Zugfahrt morgen, für die sich die Reiseleitung noch ein ambitioniertes Zusatzprogramm ausgedacht hat - mehr sei noch nicht verraten. Außer: Die Dame am Fahrkartenschalter war beeindruckt.
Weiter zu Fuß geht es durch die Altstadt zur Piazza Grande, Abendessen kaufen und wieder zurück zur Ferienwohnung. Ein Gläschen Wein auf dem Balkon, die Reiseleitung holt noch das vergessene Toilettenpapier. Dann gibt es Nudeln mit Soße. Geht auch.
Mittwoch, 15. Oktober 2025
... Am Mittwochabend wissen wir, warum die Frau am Ticket-Schalter so beeindruckt war. Zuvor hatte der Tag vergleichweise früh begonnen, schon um kurz nach 9 Uhr sind wir unterwegs zum Bahnhof. Dort startet um 9.51 Uhr unsere Fahrt mit der Centovalli-Bahn, die Locarno und das italienische Domodossola verbindet. Innerhalb von zwei Stunden gibt es 83 Brücken und 31 Tunnel, die Strecke gilt als eine der schönste der Welt. Der Stadtbahnhof ist inzwischen unterirdisch und im Vergleich zur 102 Jahre alten Zuglinie eher futuristisch. Die Hinfahrt verbringen wir auf unseren reservierten Plätzen in einem der ganz alten Züge, der viel Flair, aber auch viel Lärm zu bieten hat. Sehr entschleunigt, viel Herbstlaub, Wasserfall, Flussausblick, Bauarbeiter usw. Es wird nicht langweilig.
In Domodossola kommen wir um 11.40 Uhr an und haben bis 13.36 Uhr Zeit. Kilian wählt souverän nicht nur eine hervorragende Pizzeria aus, sondern auch noch eine mit Kirchenblick - er kennt seine Mutter schon länger. Louisa schmaust eine Lasagne, der Rest isst Pizza, es gibt ein Gläschen Wein und Espresso. Nicht nur lecker, sondern im Vergleich zu Locarno auch so unglaublich günstig ... Wir bestaunen erst eine Gottesanbeterin, dann die Kirche nebenan, noch schnell ein Eis und es geht durch die angenehme Kleinstadt schon wieder zum Bahnhof.
Diesmal sitzen wir in einem der Panoramazüge, die Sitze sind davon nicht breiter geworden. Dafür sind wir umzingelt von betagten Briten, die angesichts der Bergwelt aus dem Staunen nicht herauskommen und durchfilmen. Hier gäbe es sogar einen Servicewagen mit Kaffee, Bier und Aperol Spritz. Gibt es natürlich nicht, wir haben ja noch was vor.
In Camedo steigen wir uns und nehmen für zwei Stationen die Regionalbahn nach Varesio. Der komfortableste Zug der ganzen Fahrt, übrigens. Leise, großzügige Sitzplätze, die noch dazu bequemer sind. In Verdasio steigen wir aus und direkt um in die kleine, alte Seilbahn, die auf die andere Seite des Tales führt. Ein Paar mit zwei kleinen Kindern sitzt schon, mit uns Vieren dazu ist es ganz schön kuschelig. Man kauft ein Ticket am Automaten und startet dann die Bahn, kontrolliert wird auf der anderen Seite. Die Sicht ist durchaus beeindruckend ..,
Wir kommen im Weiler Rasa an, einer der letzten autofreien Orte der Schweiz. Ein ruhiges Idyll, durch das wir eine Runde bummeln. Danach wollen wir nach Intragna wandern und wieder mit dem Zug nach Locarno zurück. Und in Schweizer Wanderblog hieß es auch, eine absolut familientaugliche kleine Wanderung ... Dabei überliest man leicht, dass es sehr zügig knackige 600 Meter nach unten geht. Sehr steil, dass auf den Felsen eine zentimeterdicke Schicht an Maronenlaub liegt, macht es nicht leichter. Das braucht Zeit und strengt alle vier ziemlich an, vor allem die zwei, die nicht als Bergziegen auf die Welt gekommen sind. Fast wollen wir schon aufgeben und eine Station früher zur Bahn - aber dann wird der Weg noch schön und sehr angenehm. Bis zur steinernen Brücke, als es noch einmal steil bergauf geht ... Um 18.30 Uhr sitzen wir komplett geschafft am Bahnhof in Intragna und warten auf den Zug zurück, der um 18.58 Uhr kommt. Die App auf dem Handy jubelt: 20.000 Schritte!
Die Rückfahrt ist schon im Dunkeln. Erst wollten wir wieder zum Gourmetessen auf dem Campingplatz, doch dann kaufen wir im Laden neben dem Bahnhof - der einzige, der noch offen hat, hier schließt alles um 19 Uhr - Tortellini und Knoblauch. Was für ein Tag!
Piazza Grande
Donnerstag, 16. Oktober 2025
Ein vergleichsweise ruhiger Tag. Zum einen pocht der Nachwuchs darauf, dass gerade Ferien sind und man nicht zu Unzeiten aufstehen muss. Zum anderen schmökert sich die Reiseleitung gerade an einem spannenden Krimi fest (Martin Walker, Im Chateau) und hat nach dem steilen Abstieg am Vortag vor allem Muskelkater. Was sie nicht davon abhält, Brötchen zu holen.
Gegen 12 Uhr ziehen wir los, in den Nachbarort Ascona, natürlich zu Fuß. Das geht deshalb so gut, weil wir am grünen Ortsrand von Locarno wohnen und von dort aus eine Fußgängerbrücke über das kleine Flußdelta führt. Der Weg durchs Grüne, die überall sprießenden Palmen und der gerade ruhige Fluss würden nicht vermuten lassen, dass wir uns zwischen zwei mondänen Seeorten bewegen. Das ist natürlich sehr angenehm. Allerdings kreuzen wir natürlich den Golfplatz, den Yachtclub und den Beachclub von Ascona und kommen nicht so leicht ans Wasser. Das Touribähnchen zuckelt wieder vorbei.
Die Uferpromenade ist sehr ansehnlich, ein altes Örtchen am Wasser, das neben Tourismus auch mit einem Jazzfestival aufwarten kann.Darauf weisen Bilder auf vielen Häusern hin. Was uns als echter Tessin-Erfahrung noch fehlt, ist der Besuch in einem Grotto, einem der alten Lokale, mit rustikalen Holztischen, Barzahlung und - was wir erst lernen, als wir uns im Grotto Baldoria niederlassen - pro Tag genau einem Menu, das jedem Gast serviert wird. Also gibt es Salami und Brot, Salat mit Thunfisch, Gulasch mit Nudeln, Käse, Kuchen, Espresso und auf Wunsch auch Schnaps. Speise pro Person 20 Franken plus Getränke, also wirklich günstig. An Ambiente gibt es viel zu gucken, vom Nachbarhunde bis zu den frechen Spatzen. Gerald und Kilian sitzen kippelig, da auch eine Erhöhung um einen Baum für Tische genutzt wird.
Danach sind wir nachhaltig gesättigt und laufen noch etwas durch das Örtchen. Kurzzeitig überlegen wir ein Boot zurück zu nehmen - und entscheiden dann doch spontan, auch wieder zurückzulaufen. Diese Reiseleitung muskelkatert inzwischen sehr und es gibt erstmal ein rotweinseliges Nickerchen. Ein sehr ruhiger Nachmittag. Später besichtigen wir noch den frisch wieder eröffneten großen Migros ums Eck und nehmen von dort Pizzastücke zum Abendessen mit. Und so waren es doch wieder 13 Kilometer zu Fuß.
Freitag, 17. Oktober
In direkter Nachbarschaft zu unserer Ferienwohnung befindet sich die Falknerei von Locarno, das Lob im Reiseführer ist groß. Also gibt es erst den Brötchenservice, danach machen wir uns um 10.30 Uhr auf den Weg. Billig ist das Vergnügen nicht, allerdings ist es auch ein kleines privates Unternehmen, besteht seit 2007 und bekommt keine staatliche Unterstützung. Die Volieren für die Falken, Adler, Eulen und anderen Greifvögel kommen uns erst eher klein vor ... Allerdings bekommen alle Vögel mindestens zu den zwei Shows pro Tag richtig viel Ausflug.
600 Sitzplätze gäbe es, davon sind heute zirka 100 besetzt. Wir haben uns in der letzten Reihe niedergelassen, eine zufällige, aber sehr gute Wahl. Denn eine knappe Stunde lang fliegen uns alle Stars der Falknerei sehr knapp über den Kopf oder sind samt Falkner ganz nah. Zu unseren Lieblingen, die wir bisher noch nicht in einer Falknerei gesehen hatten, gehören der Gaukler mit seiner roten Federpracht, der Sekretär, der gerne auch einfach mal mit seinen langen Beinen läuft und der Hornrabe. Faszinierend: Die majestätischen Vögel fliegen danach zur ihrer Klappe zu ihrer Voliere, wie daheim der Wellensittich in seinen Käfig. Danach bummeln wir noch eine Runde durch das Gelände, dann geht es für ein Kaffeepäuschen zurück.
Erst wollten wir um 13.30 das Boot zu den Brisago-Inseln nehmen, aber das wäre arg knapp geworden. Also schmökert die Reiseleitung nochmal den Fahrplan - und die Eltern beschließen, dass man doch mal kurz nach Ascona laufen und dort um 15 Uhr das Boot nehmen kann. Sonst setzt der Nachwuchs ja auf dem Sofa noch Moos an.
Zügig geht es auf das Schiff, das uns in 15 Minuten auf die Insel samt botanischen Garten gibt. In der Zwischenzeit ist das Küken dem Hungertod nahe, also kurze Einkehr im inseleigenen Restaurant. Nur mit Snacks, aber da wir eine nicht bestellte - aber als kostenlos eingestufte - Flasche Wasser zahlen müssen, nicht ganz ein Schnäppchen. Der botanische Garten ist wunderschön, allerdings fehlen ein paar Grad zum absoluten Wohlfühlgefühl. Und zwei Stunden reichen bei leichtem Frösteln dann auch aus. Aber wo ist dieses große historische Gewächshaus, das gerade saniert wird? Die Reiseleitung sucht und rätselt ...
.... Und auf der einstündigen Bootsfahrt zurück nach Locarno stellt sich unter großem Gelächter der Familie heraus, dass sich das Gewächshaus auf einer anderen Insel befindet. Also nicht auf der Insel Brisago, sondern auf den Borromäischen Inseln. Die befinden sich auch im Lago Maggiore, aber deutlich südlicher. In Locarno wählen wir eine Pizzeria, die von drei älteren Herren und einer älteren Dame betrieben wird. Dort gibt es Nudeln und Pizza mit Steinpilzen, aber auch eine kleine Portion Spaghetti und eine Minestrone. Was uns mit der überteuerten Wasserflasche wieder komplett versöhnt.
Samstag, 18. Oktober 2025
In den vergangenen Tagen war der Cimetta, der Hausberg von Locarno, immer in Dunst gehüllt. Morgen soll es regnen. Aber heute strahlte die Sonne schon seit dem frühen Morgen. (Und praktischerweise kann die Reiseleitung auch wieder schmerzfrei gehen). Also setzen wir den Plan um, den es seit Tag 1 hier gibt: Wir laufen zum kleinen blauen Bähnchen, das uns erstmal zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso bringt. An der Talstation kann man mit Karte zahlen. Während wir Schlange stehen, buchen wir noch schnell die Tickets online für die Seilbahn weiter oben - unterschiedliche Firmen, unterschiedliche Warteschlangen. Aber das klappt ganz gut.
Es geht also direkt weiter zur "Luftseilbahn" zum Aussichtspunkt Cardada auf etwa 1330 Metern Höhe. Wieder Schlange stehen, zusammen mit vier Hunden. Wobei der chinesische Nackthund, der irgendwie trotzdem Fransen an Kopf und Knöcheln hat, vom Frauchen getragen wird. Seilbahn und Stationen wurden von Mario Botta entworfen, einen großen Architekten aus dem Tessin. Am Aussichtspunkt angekommen schauen wir uns kurz um, gehen natürlich zur Aussichtsplattform (Design: Botta) und werfen einen Blick auf den Lago, Locarno, Ascona und den Beginn des Centovalli. Die Sonne strahlt.
Zwar könnten man mit dem Sessellift weiter nach oben fahren, aber wir haben uns für einen Rundweg entschieden - gut 360 Meter hoch und dann wieder runter, der über mehrere Almen zum Cimetta-Gipfel auf etwa 1600 Metern führt. Am Anfang laufen wir nicht nur in einer Schlange mit anderen Wanderern, sondern müssen auch den Trailrunnern ausweichen, die mit Kuhglocken angefeuert werden und auf ihrem Zieleinlauf sind. Ansonsten ist der Weg sehr angenehm, weite Ausblicke, buntes Herbstlaub, Wandertraum. Auf der ersten Alm kehren wir ein, da wir bei all der Sonne Durst haben - und teilen uns noch zu viert einen sagenhaften Teller Roastbeef mit Bratkartoffeln. Danach geht es weiter, an einem herzförmigen See und einer weiteren Alm vorbei bis wir irgendwann oben sind.
Was für einen Sicht! Gerald und Kilian würden am liebsten direkt auf den nächsten Gipfel weiterziehen, verschieben das aber auf einen anderen Urlaub. Wir genießen lange den Blick auf der Plattform, dann geht es noch für eine kleine Einkehr auf die Alm (Würstel mit Pommes, eine kleine Polenta, zwei kleine Bier). Der Rückweg führt erst durch einen Herbstwald steinig bergab, dann wird es wieder gemütlich. Wir nehmen die Bahn von Cardada zurück, inzwischen ist deutlich weniger los.
Im Ort genießen wir noch bei einem Eis die Sonne und bummeln durch den "Walk of Fame". Hier haben Musiker des Moon and Star Festivals ihre Handabdrücke hinterlassen, darunter Größen wie Sting, R.EM, die Scorpions, Zucchero, Eros Ramazzotti, die Toten Hosen ... Dann müssen wir zügig zum Migros, um Frühstück für Sonntag und noch etwas Verpflegung zu holen: Die Supermärkte haben nur bis 18.30 Uhr geöffnet, die Bäcker in den Supermärkte haben logischerweise am Sonntag zu.
Um 19.30 Uhr ziehen Kilian und Nicole los, um beim Griechen um die Ecke Abendessen zu holen. Ah, nur Barzahlung ... Beide bekommen den Weg zum Geldautomaten eindringlich erklärt, haben ihn aber zwei Straßenecken weiter vergessen. Fragen sich durch, verlaufen sich wieder und bekommen am quasi dritten Automaten die ersten Schweizer Franken des Urlaubs. Als Dank für den langen Fußweg gibt es dafür beim Griechen einen Nachtisch geschenkt. Und morgen soll es regnen.
Sonntag, 19. Oktober 2025
Kein Regen, aber ein trüber Sonntag. Wir starten gemütlich und verlassen das Haus erst spät. Eine Runde durch den Teil der Innenstadt, den wir noch nicht gesehen haben. Vorbei am Schloss und durch drei Kirchen. Wir lernen: Wenn sich die Reiseleitung in einem Restaurant höflich auf Italienisch nach einer Toilette erkundigt, dann ist das überhaupt kein Problem. Die Straßen sind menschenleer und wir fragen uns, wo die Bewohner von Locarno wohl stecken. Alle beim Kastanienfest bei der Wallfahrtskirche?
Als wir Richtung Seeufer bummeln hören wir erst einen Schlagersänger aufspielen. Doch dann wird es, quasi von einer kleinen Bühne aus als Konkurrenz, rockig: "Bier, Käse, Honig - am Meer". Viele Stände mit Honig und Käse, einige Stände mit lokalem Bier, zwei Stände mit Wein und ein Stand mit Streetfood aus Apulien, gefüllten Teigtaschen. Und da sind sie dann auch, die Locarner, viele davon gleich mit einer ganzen Flasche Rotwein auf dem Biertisch. Die Band rockt sich durch die größten Hits der letzten Jahrzehnte, manche Besucher tanzen sogar. Idealer Ort für eine kleine Mittagsrast.
Danach geht es noch in die Fondazione Ghisla Art Collection: Moderne Kunst in einem dunkelroten Kubus, der früher mal ein Drei-Familien-Haus war. Das Ehepaar Ghisla hat eine Stiftung gegründet, um seine gesammelten Werke plus Gastkünstlern ausstellen zu können. Aktuell geht es um Italienisch-amerikanische Kunst, darunter Andy Warhol, Basquiat und Roy Lichtenstein. Der Audioguide doziert sich kunstgeschichtlich etwas in Off. Das geht offensichtlich auch anders: Parallel läuft zu fröhlichem Gitarrengesang eines Mannes mit Sonnenhut auch eine Kinderführung, an der zirka 15 Knirpse teilnehmen. Das Ehepaar Ghisla ist auch im eigenen Museum präsent und steht unauffällig an der Kasse.
Danach geht es am See entlang zurück in die Ferienwohnung, den Auszug vorbereiten. Und zum Abschluss sind wir noch einmal im Ristorante am Campingplatz. Schön wars.